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Mundartabend mit sehr viel Tiefgang
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Wenn Gerda Heidelmann-Schink einlädt gibt es immer einen erlebnisreichen Abend mit Tiefgang. Das Produkt war sehr viel Nachdenkliches in der eigentlichen Muttersprache, dem heimischen Dialekt. Gekommen waren sehr viele Gäste in gesetztem Alter und für den Beobachter überraschend viele junge Fans des Dialekts. Gerda Heidelmann-Schink, Schriftstellerin und Autorin hatte sich nachdenkenswerter Schicksale verstorbener Niederburger angenommen, deren Lebenslauf nur wenige erfreuliche Tage hatte, dafür sehr viel persönliches Leid. Die erste Geschichte erzählte den Lebensverlauf des „Münnig“, den älteren Niederburger noch bekannt. Die Tragik seines Schicksals und sein Ende in einer der schlimmsten Zeiten des vergangenen Jahrhunderts mit allen verletzenden Gegebenheiten brachte Gerda Heidelmann den aufmerksamen Zuhörern in Dialekt zu Gehör.

Das Leben von Else König, eine nach dem schlimmsten Tag der Niederburger Geschichte von einem verheerenden Bombenangriff im November 1944 gezeichnete junge, hübsche und lebenslustige Frau hatte Gerda Heidelmann in ihrem Vortrag in der von ihr gern gesprochenen Muttersprache verfasst.

Mit nachdenklichem Applaus dankte das Publikum den bewegenden Schilderungen.

Das Brot „Alles von Hand gemacht“ war Inhalt des nächsten Vortrags. Brot und sein Werdegang im landwirtschaftlich geprägten Dorf, das Erzeugnis vieler Hände Arbeit. Kleine, große, junge oder alte Hände waren an der Erzeugung des Grundnahrungsmittels Nummer eins beteiligt. Von der Aussaat durch den Vater, zur Feldbearbeitung, dem Unkrautjäten, der Ernte, dem Bringen des Korns zur Mühle und dem Backen des Brotes, alle Arbeitsschritte per Hand wurden lebendig, natürlich in Platt geschildert. Selbst der Genuss des „Hasenbrotes“, einer vom Vater von der Arbeit nach Hause zurückgebrachten Brotschnitte und das Verspeisen der an den Rändern schon angetrockneten Brotscheiben erlebten die Zuhörer lebendig mit. Heute für die grüne Tonne, damals hoch geachtet und mit Spaß erwartet und verzehrt.

Ein besonders heiterer Vortrag war die Schilderung des Besuches der in Erregung geratenen Hausziege beim dörflichen Weitererzeuger, dem Ziegenbock. Die in Unruhe geratene Ziege lies kaum erkennen, dass sie eigentlich unbedingt zum Dorfkassanova ihrer Gattung wollte. Sie zog es zwar hin, aber oft musste sie auch getragen werden. Der Duft, dem körpereigenen Parfüm des Bocks, konnte man folgen, schneller wollte man jedoch weg davon. Kinder waren damals am gesamten dörflichen Leben, auch bei diesen Außerhausbesuchen der Ziege beteiligt. Außer zum Schluss wenn Herr Ziegenbock….. dann hatten die Kinder die Augen zu schließen.

Das Schicksal eines mehr als gebrauchten Pantoffels mit einem Loch am großen Zeh, der durch Kinderunvermögen beim Schlachten des Hausschweins in den Kessel mit Wurstsuppe geraten war, rundete den Abend zum Schluss ab. Das Lob, dass die Suppe in der Nachbarschaft erntete, diese wurde zur Schlachtzeit immer mit versorgt, war groß. Außergewöhnlich gut, nicht etwa schlecht, war das einhellige Urteil der beschenkten Nachbarschaft.

Der Applaus des restlos gefüllten großen Raums des Gasthauses war Gerda Heidelmann wie schon so oft sicher. Tragisches, Bewegendes, Nachdenkliches, Humorvolles und Lustiges wechselten sich gekonnt zusammengestellt ab. Wiederholung mit neuen Episoden, natürlich wieder im heimischen Dialekt, dem „Niederburger Platt“ wird es auch demnächst wieder geben. Mit neuen Geschichten und wie immer bei Gerdas Vorstellung von Eigengewächsen mit sehr viel Tiefgang und Humor.

Hermann Josef Klockner, Ortsbürgermeister