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In 24 Stunden eine Burg bauen.....geht nicht.

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Doch ! Die Niederburg entstand innerhalb von 24 Stunden - innerhalb einer Nacht und eines Tages - auf dem Dorfplatz vor dem Denkmal.

Die 24 Stunden Aufgabe des Teams Hammerdorf der Landesschau des SWR war an einem Donnerstag den Niederburgern aufgegeben worden. Viele der hammerdorfbegeisterten Niederburgerinnen und Niederburger hatten sich im Mehrzweckgebäude die Sendung angesehen und die Aufgabenstellung durch den Moderator entgegengenommen. Das Organisationsteam verfolgte ebenfalls die Sendung und leitete danach im Sitzungssaal erste Planungen ein. Eine schlüssige Geschichte wurde dazu erfunden und schon kurz nach der Sendung wurden vor Ort die Ausmaße und die Bauformen festgelegt.

Lastkraftwagen brummten und wurden mit Gerüstteilen beladen zur Baustelle gebracht. Geschulte Handwerker in ihrem Metier und jede Menge anpackende Handlanger schufen bis spät in die Nacht eine gewaltige Gerüstkulisse. Die nötige Verkleidung mit Platten wurde noch nach Mitternacht besorgt. Während sich die Handwerker zu mitternächtlicher Stunde mit einem kräftigendem Eintopf stärken konnten waren in einer Halle rassige Pferde entstanden und erledigten schon mal unverkleidet den Probelauf mit weiblicher Besatzung. Ein Kamerateam des SWR beobachtete währenddessen die Arbeiten an allen Orten und hielt die Tatsachen im Bild fest. Weit nach Mitternacht erhielt die Burgkulisse den ersten Anstrich.

Nach nur kurzer Nachtruhe traf sich das komplette Bauteam wieder in der Kulisse und schuf neben der Burg eine Schmiede, einen Kräuterstand, eine Quacksalberei und eine Schänke. Schafstall mit dem Niederburger Wappentier, dem Hammel und ein riesiger Badezuber durften bei der Ausstaffierung des Platzes nicht fehlen. Ein ganzes Schweinehinterviertel bruzzelte auf dem Spieß und verbreitete seinen Duft. Eine Seilbahn wurde aufgebaut und das Einschweben in die Kulisse wurde geprobt. Der Turnierplatz und das gesamte Ambiente des Platzes wurden danach noch farblich gestaltet und mit hunderten von Details ausgestattet. Mittelalterlich und lebensnah sollte die Kulisse sein, aber auch die Akteure sollten in ebensolchen Gewändern auftreten. Zu Gute kam den Niederburgern, dass seit Jahren immer wieder zur Fastnachtzeit das Thema Ritter und Mittelalter im Vordergrund stand. Ein Großteil der Kleidung konnte im eigenen Dorf gefunden und genutzt werden. Und was an Kleidung sonst wo nicht aufzutreiben war wurde im Schnellgang von kundigen Näherinnen hergestellt. Von Vorhangresten bis zum Kartoffelsack wurde alles in Kleidung und Verkleidungen umgesetzt. Dankenswerter Weise stellten aber auch die Fastnachtbegeisterten und Vereine der Nachbardörfer und Städte ihre Ausrüstung zur Verfügung. Wie immer in Niederburg wurden Kinder und Jugendliche mit eingebunden. Kurzerhand wurde eine Bastelrunde unter freiem Himmel eingerichtet und die Kleinsten konnten ihre Ritterrüstung und das Zubehör selbst herstellen. Derweil wurden Rittersaal, Turnierplatz und die gesamte Kulisse mit Farbtupfern versehen. Ganze Wappensammlungen wurden angefertigt, Schilder gemalt und Fahnen hergestellt und die Burg dekoriert.

Ein komplettes Team des Fernsehsenders hatte derweil eine Karawane von Fahrzeugen mitsamt Inhalt in den Seitenstrassen verstaut und die umfangreiche Technik aufgebaut. Lichttürme und ein Kameraturm wuchsen zusehends. Zur großen Probe gegen Nachmittag war die Farbe zwar noch nicht trocken, aber die Kulisse füllte sich mit einer riesigen Anzahl Niederburger Akteure. Es fehlte an nichts: Nach der erdachten Story spielte die Geschichte vor 700 Jahren. Ein ganzes Dorf auf der Rheinhöhe schläft. Die Kräuterhexe ist alleine noch wach, alle anderen schlafen im Hammeritistraum. Jetzt schwebt ein Geist heran und befreit mit einem Klopfzeichen an der Burgmauer die schlafende Gemeinschaft. Diese erwacht zum Leben und beginnt ein rauschendes Fest zu feiern. Die älteren Knappen in der Schmiedesitzen am Feuer und singen das Lied vom Hammerschmied. Eine Bänkelsängertruppe taucht auf und unterhält die Gäste auf dem Marktplatz und die edlen Frauen an der Tafel des Kurfürsten. Eine sich aus den Gästen formierende Tanzgruppe schwingt zu mittelalterlicher Musik Beine, Hüften und Arme. Das Turnier der angereisten Ritter läutet den Höhepunkt des Festes ein. Die Zugbrücke öffnet sich und die Ritter beginnen mit dem Lanzenstechen auf edlen, selbst getragenen Pferden, auf dem Turnierplatz. Derweil hat Moderatorin Patricia Küll die Runde über den Platz gemacht und sich ihren Interviewpartnern gewidmet. Nach fast 2 Stunden mit immer wieder kurzen und längeren Live-Schaltungen bis zu mehr als 10 Minuten Länge war die Sache für die Fernsehleute abgeschlossen. Jetzt waren die Rot Weiß Dorfmusikanten und die Festerprobten Niederburger am Zug. Alle Hände voll zu tun hatten die Thekenmannschaften und die Essenversorger.

Liebe Gäste waren aus den Hammerdörfern Bell in der Eifel und St. Julian in der Pfalz angereist. Sie feierten bis tief in die Nacht mit den Niederburgern und freuten sich an dem gelungenen Dorffest.

Kaum ein Auge zumachen in der Nacht vorher und danach noch einmal einen Arbeitstag von mehr als 12 Stunden zu absolvieren ermüdet manche Frau und gestandene Männer. Aber nicht so die feiererprobten Niederburger. Bis in den frühen Morgen war der Platz gefüllt und die Hütten belebt. Bengalische Beleuchtung und Kerzenschein sorgten für die entsprechende Stimmung. Selbst am Folgetag war die Begeisterung um die phantastische Kulisse so groß, das sich spontan noch einmal Hammerdorf- Begeisterte einfanden und bis in den frühen Morgen feierten.

Bleibt ein absolut positives Fazit zu ziehen: Noch nie zuvor haben sich an einem Fest keine Vereinsgrenzen gezeigt, Neubürger wurden ohne großes Fragen eingebunden und arbeiteten und feierten mit, alte Vorurteile wurden abgebaut, unkomplizierter Umgang allerorten, Verständnis, Unterstützung und Rücksicht wohin man schaute. Keiner wurde ausgeschlossen, die Dorfgemeinschaft hatte nur ein Ziel, das schaffen wir nach besten Kräften und mit Anstand.

"Absolut gelungen" ist die Bilanz der Aktion. So entspannt und so unbeschwert waren die Niederburgerinnen und Niederburger noch selten. Episode am Rande: Ein Brillenetui wurde am Freitag verlegt. Es enthielt keine Brille aber einen Bargeldbetrag. Am Samstagabend wurde das Etui von der Besitzerin abgeholt, am Inhalt fehlte kein Cent.

Niederburg hat begeisternde Wochen erlebt. Zu danken bleibt Allen, die sich für das Gemeindeleben in dieser Art eingesetzt haben, viele haben mitgeholfen neue Brücken innerhalb des Dorfes zu bauen. Den Spaß und die Freude und das gemeinsam erlebte kann den Niederburgern keiner nehmen. Vielen Dank allen die mit dabei waren.

Hermann Josef Klockner, Ortsbürgermeister

Bilder: Nur unzureichend können die Bilder von Ulla Reichert und Thomas Fey die Vielzahl einmaliger Eindrücke wiedergeben. Hier ein unvollständiger Versuch einer Auswahl.